viernes, 9 de octubre de 2015

Ein zeitgenossisches Tanzstück über Erinnerung, Konflikt, Domestizierung und Feier



„Inwieweit verträgt die Wahrheit die Einverleibung? – das ist die Frage, das ist das Experiment.” Friedrich Nietzsche


Unser Wesen liegt darin, was am Zufälligsten an uns ist: Zeit und Ort der Geburt, Sprach- und Bewegungsgewohnheiten, Fehler und Eigenheiten unseres Körpers. Aber unser Bild von uns wird durch Bezug zu Anderen geändert; die Wahrnehmung des individuellen Bildes ändert sich abhängig von den Bedürfnissen der Anderen...unsere Leben sind eher bruchstückhafte Träume, als das Etablieren eines bewussten Selbst, ein Maskenball.


Eines der charakteristischen Merkmale des modernen Lebens ist, dass es unzählige Möglichkeiten dafür liefert, den überall auf der Welt stattfindenden Horror aus der Ferne zu betrachten, der damit alltäglich wird. Gewalt macht jeden, der ihr ausgesetzt ist, zu etwas, sie macht den Körper zum Objekt und zerstört, was Menschen als Individuen, als menschliche Wesen, identifiziert.

„Double-sided” ist eine Reflexion über den menschlichen Körper, eine Untersuchung darüber, wie das Spektakel der Leiden anderer uns beeinflusst ... oder nicht ... Die kolumbianische Tänzer Martha Hincapié Charry und Gabriel Galíndez Cruz erzählen uns von einem ganz realen und persönlichen Fall, und nutzen Kunst als Mittel, um darüber zu sprechen, wie die kolumbianische Gesellschaft sich auf den Postkonflikt vorbereitet.

MARTHA HINCAPIÉ CHARRY studierte Tanz in ihrer Heimat Kolumbien und an der Folkwang Universität Essen unter der Leitung von Pina Bausch.  Sie tanzte am Wuppertaler Tanztheater, Stadttheater Münster, Bochumer Schauspielhaus, am Theater Aachen, sowie für diverse freie Produktionen. Sie wurde mit ihren eigenen Stücken auf Festivals nach Frankreich, Kroatien, Italien, Portugal, Ecuador, Brasil, Kolumbien und Deutschland eingeladen. Gewinnerin verschiedener Preise und Stipendien. Sie gründete in 2007 die deutsch-kolumbianische Gruppe Periferic.

Ihr Stück „Autorretrato con Máscara – Self-portrait with mask“ entstand mit Unterstützung der spanischen Stiftung IBERESCENA in Kolumbien und wurde mit dem Publikumspreis beim Festival 100° Berlin ausgezeichnet, als bestes Stück der Saison 2009 des Theaters R101 in Bogota ausgewählt und erhielt eine "Honorable Mention" beim Videotanzfestival "imagenenmovimiento" Bogotá 2009 und wurde für den Nationalen kolumbianischen Tanzpreis 2010 nominiert.

Nach verschiedenen pädagogischen Erfahrungen in Kolumbien arbeitet sie seit 2008 als choreographische Assistentin in Community-Dance-Projekten für Royston Maldoom, Josef Eder und Rhys Martin unter anderem mit den Berliner Philharmonikern und mit Straßenkindern am Nationaltheater Bukarest.

2010 entstand am Dock11 Berlin unterstützt durch eine Einstiegsförderung des Berliner Senats “The Second Time in Between”. 2011 feierte “To die For” an den Sophiensaelen Berlin Premiere.

Im Januar 2012 zeigte sie, gefördert vom kolumbianischen Kultusministerium, in Bogotá ihre Arbeit “Transparente”, die in Kooperation mit der Gruppe Danza Comun entstand. Im Jahr 2013 hat sie am Theater Basel, die Choreographie für das Stück “ANGST” entwickelt, unter der Leitung von Volker Lösch. Sie hat ein Tanzstipendium für Forschung vom Berliner Senat erhalten und hat die Performance “Backwards 7” für die Gallery Musterzimmer kreiert. "Transparente", ihr erster abendfüllender Film feierte beim American Dance Festival / International Screendance Festival U.S.A Premiere und ist in Europa & Süd-Amerika getourt.

Im Jahr 2014 choreographierte sie in Bogotá das Abschlussstück für die Studenten des Zeitgenössischen Tanzes an der Universität Francisco Jose de Caldas/ASAB. In Berlin und Rotterdam hat sie als Körpertrainerin für Jochen Sandig´s Stück “Human Requiem” zusammen mit dem Rundfunkchor gearbeitet. Sie ist seit 2010 künstlerische Leiterin des iberoamerikanischen Festivals Plataforma/SurReal Berlin und seit 2014 Kuratorin der Bienal Internacional de Danza de Cali in Kolumbien. Martha lebt und arbeitet zwischen Berlin und Bogotá.

GABRIEL GALÍNDEZ CRUZ wurde in Cali, Kolumbien geboren. Er studierte Tanz am Centre national de danse contemporaine d’Angers in Frankreich und an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Als Tänzer arbeitete er unter anderem mit Sidi Larbi Cherkaoui, Toula Limnaios, Dieter Heitkamp, William Forsythe, Wilhelm Groener, Marco Santi, Andrea Boll und Grayson Millwood.

Während der Spielzeit 2009/2010 war Gabriel Gaíindez Cruz Mitglied der Tanzkompanie des Theater St. Gallen in der Schweiz. 2012 und 2013 tanzte er in Wagners „Der Ring des Nibelungen“ an der Staatsoper im Schiller Theater Berlin und am Teatro alla Scala in Mailand in einer Inszenierung von Guy Cassiers, unter musikalischer Leitung von Daniel Barenboim. Gemeinsam mit der Akademie für Alte Musik Berlin präsentierte er zudem die Choreographie "4 Elemente – 4 Jahreszeiten" von Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola. Seit August 2005 arbeitet er mit Sasha Waltz und ist u. a. in ihren Choreographien "Gezeiten", "Medea", "Jagden und Formen (Zustand 2008)" und „Tannhäuser“ zu sehen.

Gabriel Galíndez Cruz arbeitet auch selbst als Choreograph. Er kreierte „Marca-Solo-Duo“, eine Serie aus kurzen Episoden, welche 2008 in Berlin und in Turin, Italien auf die Bühne gebracht wurden. Ebenso im Jahr 2008 gewann sein Gemeinschaftsprojekt »AIUAIO« den Preis „Jeunes Talents de Cirque Europe“. 2011 war er Mitglied des choreographischen Leitungsteams von »Hidden Tracks«, ein Stück, das in Deutschland und Kolumbien tourt. In 2014 choreografiert er sein erstes Konzert "La Perfezione di uno Spirito Sottile" von Salvatore Sciarrino und in 2015 Strawinskys "Sacre du Printemps" für das Kolumbianische Philharmonische Jugendorchester.

Seit 2008 engagiert sich Gabriel Galíndez Cruz für Kindertanzprojekte. Er leitet die Kindertanzkompanie Berlin von Sasha Waltz & Guests im Radialsystem V. Die letzten Produktionen waren »Monster« (2010), »Davon« (2011), »The Wild Things« (2013) und "Feuerblume" (2015).

Seit 2014 inszeniert Gabriel zusammen mit Jutta Polic Kindertanz-Performances mit sozial benachteiligten Kindern. In 2014 präsentierten sie "Märchen kann man tanzen" im Berliner MACHmit! Museum für Kinder und in 2015 "Fadenspiele" im Kinder und Jugendclub GO, Berlin.